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Urlaubszeit und Entschleunigung

Ja, ich lebe noch. In den letzten Wochen wollte ich immer mal wieder bloggen und auch bei Euch kommentieren, aber das Leben kam dann doch dazwischen, die Arbeit auf der einen und viele spannende Erlebnisse auf der anderen Seite. So war ich Ende August mit meiner Mutter für ein Wochenende in Brügge – eine wunderschöne Stadt, in der man das Entschleunigen super praktizieren kann. Einmal im Jahr machen wir ein Wochenende gemeinsam Urlaub, nur wir beiden. Das ist seit ein paar Jahren zur Tradition geworden und ich freue mich jedes Jahr darauf, auch wenn wir in vielerlei Hinsicht unterschiedlich sind und uns in anderen Aspekten viel zu ähnlich. Sie war ganz angetan von meinen Haarseifen. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass es im Hotel diese praktischen aber sehr umweltschädlichen kleinen Plastikfläschchen mit Shampoo geben würde, aber das war nicht der Fall und so hat sie es dann mal mit meinen Lush-Sachen probiert. Ich weiß, dass da immer noch viele Sachen drin sind, die nicht sehr gesund sind, aber ich konnte sie trotzdem davon überzeugen, dass es nicht immer Plastikflaschen sein müssen und sie hat sich von mir jetzt sogar zu Weihnachten ein Paket zum Probieren gewünscht. Beim Frühstück habe ich allerdings gemerkt, dass es schwierig ist, unterwegs Plastikverzicht zu praktizieren, wenn man nicht konsequent vorgesorgt hat. Im Frühstücksraum gab es Butter und Nutella nur in Plastik verpackt, also gab es für mich Marmelade und ein Käsebrötchen ohne Butter. Ich habe für mich selbst beschlossen, dass ich im Urlaub auch mal Fünfe grade sein lassen werde, weil ich sonst gar nicht mehr zum Entspannen komme. Wenn man an all den anderen (+/-) 335 Tagen im Jahr konsequent ist, dann macht das schon viel aus. Und ich werde keine Plastikorgien feiern, sondern auch da Zurückhaltung üben, aber wenn es dann doch mal nicht hinhaut, dann ist das halt so.

Brügge im Frühherbst

Brügge im Frühherbst

Danach das Wochenende hatte ich dann eine Freundin aus Hamburg zu Gast, mit der ich über einen Garagenflohmarkt in Düsseldorf gelaufen bin – da hat ein ganzes Viertel Stände aufgebaut, war sehr schön! – um dort meine plastikfreien Utensilien zu vervollständigen. Jetzt bin ich stolze Besitzerin eines Brottopfes (die Variante mit dem Backofen hat auch gut funktioniert, ist aber dann doch ab und zu unpraktisch, weil ich meinen Backofen oft nutze), eines sehr, sehr alten Messbechers aus Blech, der total toll aussieht und einer Blechdose von Brandt für Nudeln. Mein Laden „Naturburschen“, den ich in der Vergangenheit schon ein paar Mal lobend erwähnt habe, hat jetzt auch lose Nudeln im Angebot, da kann ich die Dose direkt mal befüllen. Zwar nur eine Sorte (Spiralnudeln), aber hey, Hauptsache es schmeckt! Der Rest des Wochenendes war sehr entspannt, wir waren im Volksgarten und Südpark spazieren, haben Minigolf gespielt und waren sogar im Streichelzoo – da war ich bestimmt 20 Jahre nicht mehr. Sie ist ein Stadtkind und es war spannend zu sehen, was ich alles aus meiner Kindheit auf dem Land noch wusste und ihr erklären konnte.

Vor zwei Wochen war ich mit meiner Freundin in Brighton. Ich bin in diesem Jahr schon so viele Kilometer geflogen, dass ich mich entschieden habe, mit dem Zug zu fahren – auch weil ich da Flüssigkeiten mitnehmen kann, wie ich lustig bin und auch mal diese oben schon beschriebene Entschleunigung erfahren wollte, die Ihr in Euren Einträgen so oft beschreibt und was soll ich sagen: Ich bin ein großer Fan davon. Ich habe keine Flugangst, aber der Körper ist durch Start, Landung und Höhenunterschied ja dann doch immer so gestresst, dass man generell ziemlich müde ist. Das konnte ich bei der Zugfahrt überhaupt nicht bestätigen. Ich bin noch nie so erholt an meinem Zielort angekommen. Die 20 Minuten im Tunnel sind auch total harmlos, falls jemand von Euch klaustrophobisch ist: Es ist wirklich nicht schlimm, die Zeit vergeht sehr schnell. Die Übergangszeiten waren ebenfalls sehr praktisch und ab Düsseldorf braucht man nur 5 ½ Stunden bis nach London St. Pancras / King’s Cross. Brighton ist das absolute Paradies für Euch alle, das könnt Ihr mir glauben: Unfassbar viele Organic Food Geschäfte, Second Hand Kram, Veggie/Vegan Stores und die Leute sind generell sehr entspannt und freundlich. Ich habe mich in der Stadt auf Anhieb wohlgefühlt und werde mit Sicherheit noch mal wieder dorthin reisen.

Sonnenuntergang am Pier in Brighton

Sonnenuntergang am Pier in Brighton

Was macht Ihr eigentlich mit Geschenken in Plastik? Ich kriege im Moment ständig irgendwelche Merci geschenkt, die ich dann auch nett annehme – und ich gebe zu, die esse ich dann auch schon mal selbst.

Ansonsten bin ich momentan beim Thema „Minimalismus“ für mich angekommen. Ich versuche grad, meinen Hausstand zu reduzieren, aber ganz, ganz langsam. In den letzten Monaten war ich in allem relativ radikal und jetzt komme ich an den Punkt, wo ich ein bisschen müde bin. Die erste Aufregung ist vorbei und das ist alles nicht mehr so neu und aufregend und ich versuche, die guten Ergebnisse und Eigenschaften beizubehalten, aber es ist nicht immer leicht. Könnte ein bisschen Motivation vertragen. Habt noch eine schöne Restwoche!

Tag 16: Back to the basics

Ich komme aus einem sehr entspannten Haushalt in einem 2.000 Seelendorf im beschaulichen Münsterland. Die glücklichen Kühe waren meine Nachbarn (Söbbeke ist keine 10 km von meiner Haustür entfernt), ich hab den ganzen lieben langen Tag draußen rumgetobt und meine Eltern haben mich teilweise nur zum Essen gesehen. Meine Mutter hat die Fenster mit Essig geputzt, meine Oma mit Spiritus. Der Boden wurde mit Neutralseife geschrubbt, das Geschirr ebenfalls, scharfe Reiniger waren verpönt, weil mein Vater als Abwassertechnikmeister wusste, dass davon die Gewässer umkippen und er hat es mir und meinem Bruder auch regelmäßig unter dem Mikroskop auf der Arbeit gezeigt, wie lebendig unser Wasser ist, wenn man kein Chlor reinkippt. Es gab bis auf einen Tag in der Woche, an dem meine Mutter ebenfalls arbeiten war, jeden Tag frisches Essen. Der Freitag war dann für mich der “zweite Nudeltag”, da gab es Reste vom Vortag, und für meinen Bruder und meinen Vater gab es Tiefkühlpizza – oder für alle Fischstäbchen mit Kartoffelpüree aus der Tüte. Wir haben dreimal am Tag gegessen, zwischendurch gab es auch mal Obst und in der Winterzeit hat meine Mutter abends vor dem Kamin Haselnüsse für uns Kinder geknackt. Natürlich gab es auch Süßigkeiten, Wassereis im Sommer und das eine oder andere fettige Gericht, aber eigentlich war damals alles so, wie es heute wieder als Idealbild gilt. Dazwischen haben irgendwelche Gurus behauptet, man müsste fünfmal essen, dürfte Fett und Kohlenhydrate nicht zusammen verzehren und nach 18 Uhr bitte gar nichts mehr.

Im Upcycling waren meine Eltern auch schon ganz groß - die kleine Dani im Treckerreifensandkasten

Im Upcycling waren meine Eltern auch schon ganz groß – die kleine Dani im Treckerreifensandkasten

Ich habe in den letzten Jahren immer mehr gemerkt, dass diese ganzen Erwartungen an jeden einzelnen Menschen uns alle krank machen. Der Druck ist einfach unfassbar groß. Warum kann man nicht essen, wenn man Hunger hat und genau das, worauf man Hunger hat? Warum braucht man 10 verschiedene Reinigungsmittel, wenn man mit wenigen Mitteln genauso viel erreicht? Ab und zu bin ich ein Marketingopfer und wenn ich ein neues Thema habe, was mich begeistert, dann kriege ich schon ab und zu Shoppinganfälle. Das hat sich hier ja auch gezeigt: möglichst schnell möglichst viel Plastik verbannen… Warum eigentlich? Es geht doch auch langsam… erst aufbrauchen, dabei nach Alternativen suchen und dann, wenn man sich sicher ist, was man will, bestellen, selber herstellen oder tatsächlich einfach weglassen. Heute war ich z.B. kurz davor, wieder Neutralseife zu bestellen. 5 Liter Eimer, den man zurückschicken kann – das klingt doch alles gut. Aber eigentlich WILL ich ja kein Plastik nutzen… Ich habe weiter geforscht, weil mich die Option nicht so ganz überzeugt hat, aber der Drang, den Eimer zu bestellen, immer größer wurde und bin dann auf diese tolle Aufstellung gestoßen – wieder von der Initiative, die ich im letzten Post schon verlinkt habe.  Dort finden sich eine Menge Rezepte, die ich gerne ausprobieren würde und mit dem Spülmittel fange ich jetzt mal an. Wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, freue ich mich dann umso mehr, dass ich dem Kaufimpuls nicht gefolgt bin. Tanja, Du hast Recht: Man muss nicht alles haben. Man wird nur leider immer so sehr dazu erzogen und ich bin noch ganz am Anfang meines Weges. Es tut aber wirklich gut, sich dem zu verweigern.

Zum Thema noch zwei Links:

Utopia: Stoppt den Konsumwahn

Trash Backwards: 100 Things You Never Need To Buy

Danke an Zora, die in ihrem aktuellen Post ebenfalls auf die zweite Seite verlinkt hat. Ich werde da sicherlich regelmäßig vorbeischauen 🙂

PS: Heute war wieder ein plastikfreier Tag – und ich hab die Verpackung von gestern (?) schon wieder auf Reisen geschickt.

PPS: Das Deo funktionierte heute phantastisch, die Zahnpasta beim Test heute Abend ebenfalls, mal sehen, was die Langzeitstudie zeigt!

Tag 12: Erfolgreicher Einkauf und überflüssiger Konsum

 

 

 

 

Ich möchte den gestrigen Tag unter das Motto “knapp daneben” stellen, denn ich war so stolz auf mich, alles plastikfrei bekommen zu haben – bis mir die roten Linsen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Samstags kaufe ich immer die Sachen, die ich bei meiner Ökokiste nicht plastikfrei bekomme, d.h. meine Einkäufe beziehen sich normalerweise auf eine ganze Woche, in der ich mich von den Wochenendeinkäufen ernähre, dafür ist der Schmandbecher aus der letzten Woche und die Linsenpackung diese Woche eigentlich schon echt gut, aber ich bin manchmal doch ein Perfektionist und hätte gerne mal eine Woche, die komplett plastikfrei auskommt.

Fangen wir aber mit den Erfolgserlebnissen an: Ich habe die Düsseldorfer Nordstraße für mich entdeckt. Das ist eigentlich ein Stadtteil, den ich für meine normalen Einkäufe nicht auf dem Schirm hatte, weil es von hier doch einiges länger dauert, dorthinzukommen, als wenn ich hier um die Ecke in den Biomarkt gehe. Aber ich habe nach einem Biometzger online gesucht, der nicht auf dem Markt ist, weil unser großer Markt die absolute Apotheke in der Stadt ist, da gehen Anwälte und Architekten einkaufen und keine einfachen Angestellten wie ich… Zwischen Hausnummer 85 und 115 findet man alleine schon den besagten Biometzger, einen Superbiomarkt, ein Reformhaus und einen Laden mit Fair Trade Produkten. Ein paar Meter weiter gibt es einen Laden mit Naturkosmetik (den habe ich aber noch nicht ausprobiert), mehrere Biobäcker und für die Sachen, die man dann doch nicht im Bioladen kriegt – wie die Barilla Nudeln – hat man dann auch noch Kaisers und Rewe vor Ort.

Barilla ist auch immer noch so eine Sache, mit der ich mich nur schwer arrangieren kann. Das, was Lush in Sachen Körperpflege ist, ist Barilla bei den Nudeln: So ganz geil ist es nicht, immerhin sind die Nudeln weder Bio, noch möchte ich von einem homophoben A*** meine Produkte beziehen, aber man nimmt es dann doch – zumindest für den Anfang, bis man sich in das Thema so reingefunden hat, dass man versucht, auch das zu ändern.

Beim Metzger gab es tatsächlich ohne Probleme die Würstchen vor Ort. Sie sagte, sie dürfe meine Dose nicht anfassen aus hygienischen Gründen und hat sie mir einfach in die Hand gegeben, also ganz entspannt. Beim Bäcker wurde ich erst falsch verstanden, sodass er das Brot in eine Plastiktüte packen und die dann in meiner Brottasche verstauen wollte, aber das konnte ich so gerade noch verhindern. Der vegane Aufstrich ist auch wieder in meinem Rucksack gelandet, der hat es mir echt angetan. Da stand übrigens dran, dass der neu ist, also falls Ihr ihn noch nicht kennt: Ich spreche eine klare Kaufempfehlung aus! Das war meine Beute von der Nordstraße.

Ich bin dann doch noch mal zum Carlsplatz gefahren, um zu checken, ob ich da Feta im Glas bekomme und bin an einem Stand mit Bürsten, Besen und anderen Naturwaren vorbeigekommen – eine Bürste für meine Joghurtgläser fehlte mir noch im Programm, die hab ich dann auch mitgenommen. Ich habe weniger als 5 Euro bezahlt, das ist für die Location erwähnenswert und die Ladies vor Ort hatten Ahnung. Noch eine klare Empfehlung.

Meine freudigste Überraschung des Tages war allerdings der Fetakauf im Real am S-Bahnhof Bilk: Zwischen Blumenhändler und Kamps befindet sich im gleichen Gebäude wie der Discounter ein türkischer (?) Delikatessenhändler, der offene Oliven, Schafskäsepasten etc. verkauft und der hat mir zwei große Stücke Feta anstandslos in mein Glas gepackt. Ich hab mich ein bisschen mit der Größe verschätzt und er hat das sogar für mich reingequetscht und sich echt Mühe gegeben. Das war sicherlich nicht mein letzter Einkauf dort. Hat knapp 3 Euro gekostet für 300 Gramm. Beide Daumen nach oben!

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Zu guter Letzt habe ich noch zwei Empfehlungen: Ein Countdown zum Thema “Überflüssige Konsumgüter und ihre Schäden für die Umwelt und Gesellschaft“. Den habe ich auf einem der ZDF Spartenkanäle entdeckt. Ich bin eigentlich kein Fan dieser Countdownsendungen und teilweise wird auch ein wenig mit Halbwissen um sich geworfen, aber die Sendung ist trotzdem ein guter Denkanstoß, dass die minimalistische Lebensweise besser für alle ist.

Und hier noch ein Link zu einem Sendetranskript eines Beitrags von “Leonardo“, dem Wissenschaftsmagazin von WDR 5, in dem es darum geht, dass Bioplastik nicht unbedingt besser ist und warum es evtl. zu Problemen beim Recycling kommen kann.